Seit jeher erzeugen Diamanten eine Faszination bei den Menschen wie kein anderer Edelstein. Es ist daher nicht verwunderlich, dass es schon seit dem 18. Jahrhundert immer wieder Versuche gab, Diamanten künstlich herzustellen. Es hat allerdings bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gedauert, bis einer dieser Versuche nachweislich erfolgreich war. In unserem letzten Blogbeitrag haben wir uns bereits mit der Geschichte des Diamanthandels im Allgemeinen beschäftigt, in diesem Artikel wollen wir nun auf die Geschichte der Labordiamanten im Speziellen eingehen.
Der Grundstein für die Herstellung von Diamanten im Labor wurde im Jahr 1772 gelegt, als man herausfand, dass Diamanten aus reinem Kohlenstoff bestehen. Auf Grundlage dieser Erkenntnis begannen die Forschungen zur künstlichen Diamantproduktion. Ab den 1880ern bis in die 1940er gab es immer wieder Behauptungen verschiedener Wissenschaftler, ihnen sei endlich der Durchbruch in der Diamantherstellung gelungen. Die erste nachweisliche Herstellung eines Diamanten im Labor erfolgte aber erst im Jahr 1953.
Zwei erfolgreiche Forschungsprojekte
Nach dem zweiten Weltkrieg gab es zwei verschiedene Forschungsteams, die daran arbeiteten, die Diamantproduktion im Labor möglich zu machen. Keines der Forschungsteams wusste aber von dem jeweils anderen Projekt.
Dem schwedischen Elektrogerätehersteller ASEA gelang es im Jahr 1953 als erstes, einen Diamanten künstlich herzustellen. Dieser Erfolg wurde allerdings erst Jahre später bekannt, da die Forschungen unter Verschluss gehalten wurden. ASEA stellte in einem Hochdruckapparat eine Temperatur von 2400°C bei einem Druck von etwa 8.4GPa her und hielt diese Bedingungen für ca. eine Stunde aufrecht. So wurden mit dem HPHT-Verfahren die ersten kleinen Diamanten hergestellt, die allerdings bei weitem noch keine Edelsteinqualität hatten. Wenn Sie genauer erfahren möchten, wie die verschiedenen Methoden zur Diamantherstellung funktionieren, lesen Sie gerne hier unseren Blogbeitrag zu dem Thema.
Gleichzeitig wurde auch in England Forschung zur Herstellung von Diamanten betrieben. Schon 1941 wurde dieses Projekt mit Beteiligung des Unternehmens General Electric ins Leben gerufen, musste aber bald darauf wegen des zweiten Weltkriegs länger unterbrochen werden. 1951 wurde das Projekt wieder aufgenommen. General Electric nahm unter maßgeblicher Beteiligung des Chemikers Tracy Hall in den folgenden Jahren verschiedene Verbesserungen an der verwendeten Technik vor, unter anderem an den Diamantstempelzellen und der Presse. Hall gelang es so, den ersten (bekannten) reproduzierbaren Prozess zur Herstellung von Diamanten zu entwickeln, da der Erfolg von ASEA erst nach dem von General Electric bekannt wurde.
Für die Schmuckbranche blieben Labordiamanten noch unbedeutend
Es dauerte noch bis in die 1970er Jahre, bis das Herstellungsverfahren so ausgereift war, dass die produzierten Diamanten optisch annähernd den natürlich entstandenen Diamanten glichen. Die ersten Labordiamanten wurden hauptsächlich für industrielle Zwecke eingesetzt, wie zum Schneiden, Schleifen oder Polieren. 1971 verkündete General Electric, es sei erstmals die Herstellung von Labordiamanten in Edelsteinqualität gelungen. Die Diamanten wurden daraufhin vom GIA untersucht, mit dem Ergebnis, dass bei jedem einzelnen große Einschlüsse unter dem Mikroskop erkennbar waren. Die Steine wogen zwischen 0.26 und 0.30 Carat und hatten Farbgrade zwischen J und F.
Während die HPHT-Methode 1:1 die Bedingungen nachahmt, unter denen Diamanten auch in der Natur entstehen, bedient sich dieCVD-Methode durch die Weiterentwicklung des Herstellungsprozesses der chemischen Gasphasenabscheidung. Diese Methode wurde vor allem ab den 1980ern weltweit intensiv erforscht und ist eher für die Herstellung höherer Caratgewichte geeignet. Bei der Herstellung mit der CVD-Methode ist außerdem eine höhere Qualität möglich, weshalb dieses Verfahren vor allem in der Produktion für die Schmuckindustrie angewendet wird. Inzwischen können sogar Diamanten von bis zu 12 Karat in Edelsteinqualität hergestellt werden. Die CVD-Methode ist generell effizienter und kostengünstiger, weshalb sie sich mittlerweile bei vielen Produzenten als bevorzugte Herstellungsmethode etabliert hat.
Verwendung in der Schmuckbranche erst in 00er und 2010er Jahren
Erst in den letzten beiden Jahrzehnten wurde die Herstellung von Labordiamanten so effizient, dass sich die Herstellung für die Schmuckindustrie überhaupt lohnt. Seitdem ist die Zahl der Hersteller von Labordiamanten exponentiell gestiegen. Auch der Marktanteil von Labordiamanten steigt stetig und könnte in den USA laut einiger Vorhersagen bald schon den Marktanteil von Minendiamanten übersteigen. Auch wenn niemand sicher sein kann, wie genau sich der Markt für Labodiamanten entwickeln wird, so sehen die Prognosen doch sehr positiv aus.
Eine negative Entwicklung, die leider zusammen mit den Labordiamanten aufkam, ist das Greenwashing. Viele Hersteller fingen an, ihre Diamanten als “grün” oder als “nachhaltige Alternative” zu bewerben, allein aufgrund der Tatsache, dass diese nicht in Minen abgebaut wurden. Solche Behauptungen sind nicht unbedingt korrekt, denn auch bei Labordiamanten ist die Nachhaltigkeit stark von den Produktionsbedingungen des jeweiligen Herstellers abhängig. Auf diesen Umstand hat beispielsweise der Anfang des Jahres veröffentlichte NDC-Bericht hingewiesen, der einige verbreitete Mythen über Labordiamanten richtigstellen sollte. Wir haben in den DIAVON News ein Statement zu diesem Report veröffentlicht, in dem wir die wichtigsten Kritikpunkte des NDC aufgreifen und dazu Stellung beziehen. Denn auch wenn der Report durchaus berechtigte Kritik enthält, so waren manche Aspekte doch etwas einseitig beleuchtet. Sie können unser Statement gerne hier nachlesen, wenn Sie mehr zur Nachhaltigkeit und den Greenwashing Problemen in der Labordiamantindustrie erfahren möchten.
Bild: Diamond Foundry Inc.