Die 4 Cs (Cut, Clarity, Color und Carat) sind die Kriterien, die den Wert eines Diamanten bestimmen und sind bis heute aus dem Diamanthandel nicht mehr wegzudenken. Die vier Qualitätskriterien bieten ein international einheitliches System zur Bewertung von Diamanten, welches dem Kunden Transparenz beim Kauf bietet und wodurch Missverständnisse verhindert werden können. Vor der Etablierung der 4 Cs als internationalem Standard herrschte in der Diamantbranche ein großes Durcheinander an subjektiv geprägten Bewertungen, was sich auch negativ auf das Vertrauen der Kunden auswirkte. In diesem Blogbeitrag erfahren Sie alles über die Geschichte und Entwicklung der 4 Cs.
Viele Umschreibungen, nur Karat bleibt konstant
Bereits im 16. Jahrhundert haben Händler verschiedene Systeme verwendet, um die Eigenschaften von Diamanten zu beschreiben. Zwar waren es damals auch schon die vier Eigenschaften, die wir heute noch bewerten, nämlich Schliff, Reinheit, Farbe und Karat, allerdings fehlte eben ein einheitliches System. Stattdessen verwendeten die Diamanthändler in unterschiedlichen Regionen unterschiedliche Begrifflichkeiten: für farblose Diamanten wurden Beschreibungen wie “river” oder “water” verwendet, für Diamanten mit Gelbstich verwendete man Termini wie “tint” oder “tincture”. Später dann wurden Skalen entwickelt, die beispielsweise mit unterschiedlicher Anzahl des Buchstaben A zusammensetzten, also “A”, “AA”, “AAA” etc, das numerische System wurde zur Skalenbeschreibung herangezogen, aber auch die römischen Ziffern oder kurze Beschreibungen in Worten, wie “blue white” oder “fine white”. Die Reinheit wurde beschrieben mit Begriffen wie “without flaws/imperfections” oder “with flaws/imperfections”, aber auch hier gab es keine standardisierte Skala. Lediglich der Begriff Karat wurde damals schon verwendet. Allerdings wurde die Einheit Karat erst seit 1907 standardmäßig auf 0.2g/ct festgelegt.
Häufig wurde innerhalb kleinerer Regionen dieselbe Terminologie zur Bewertung von Diamanten verwendet, weshalb eine Verständigung beim Diamanthandel erst dann problematisch wurde, wenn überregional gehandelt wurde.
Robert M. Shipley - Gründer des GIA und Begründer der 4 Cs
Der US-Amerikaner Robert M. Shipley begann seine Karriere in den 1920ern eigentlich als Einzelhandelsjuwelier, sollte aber später die internationalen Bewertungsstandards für Diamanten maßgeblich mitbestimmen. Bei einem Geschäft mit zwei seiner besten Kunden forderten diese sein Fachwissen heraus: Shipley wurde bewusst, dass er nicht so viel über Diamanten wusste, wie er zuvor geglaubt hatte. Er sah es außerdem als generelles Problem an, dass es in der Branche keine einheitliche Ausbildung gab und daher vielen Juwelieren das nötige Fachwissen im Umgang mit Edelsteinen fehlte. Nachdem er im Zuge seiner Scheidung Mitte der 20er sein Juweliergeschäft verlor, reiste er für längere Zeit nach Europa und bildete sich währenddessen zum Thema Diamanten weiter. Er absolvierte einen gemmologischen Fernkurs der Great Britain National Association of Goldsmiths. Nach seiner Rückkehr in die USA wollte er sein neu gewonnenes Wissen mit anderen Branchenteilnehmern teilen, um so das Vertrauen der Kunden in Juweliere wieder zu stärken. Er reiste durchs Land und gab Schulungen, in denen er sein Wissen vermittelte, und setzte damit den Grundstein für das GIA. Die offizielle Gründung des Gemological Institute of America erfolgte 1931 mit der Eröffnung des ersten gemmologischen Labors.
In den folgenden Jahren bemühte sich Shipley um ein standardisiertes System für die Bewertung von Diamanten und führte schließlich die 4 Cs als Bewertungskriterien ein. Es ist nicht genau datiert, zu welchem Zeitpunkt die 4 Cs offiziell eingeführt wurden, aber ab den frühen 1940er Jahren tauchte der Begriff in Zeitungsartikeln auf und wurde von Leuten verwendet, die gemmologische Kurse bei Shipley absolviert hatten. Die 4 Cs des GIA setzten sich schnell als internationaler Standard durch und bilden bis heute die Grundlage, anhand derer alle etablierten gemmologischen Labore weltweit Diamanten bewerten.
Die Entwicklung von Cut
Eines der Cs, nämlich Cut (Schliff), hat in der Bewertung von den 1940ern bis heute eine länegere Entwicklung durchlaufen. Erst seit 2006 enthalten GIA Reports eine Bewertung für Cut nach den heute üblichen Kriterien. Das GIA hatte den Schliff von Diamanten schon Jahrzehntelang erforscht, als ihnen 1989 dank neuer Computertechnologien ein entscheidender Durchbruch gelang. Mithilfe von computererzeugten Modellen war es nun möglich, bei runden Brillanten vorherzusagen, wie das Lichtverhalten des Diamanten bei entsprechenden Proportionen ausfallen muss, also wie ausgeprägt Brillanz und Feuer sein werden. Nun war es möglich, die Auswirkungen der Proportionen aller vorhandenen Flächen, aber auch die Auswirkungen der Winkel, in denen die Flächen zueinander stehen, genauestens zu analysieren.
Mit den fortgeschrittenen technologischen Möglichkeiten wollte das GIA nun einerseits herausfinden, wie sich Unterschiede in den Proportionen auf die optische Wahrnehmung des Betrachters eines Diamanten auswirken, und andererseits, welche Zusammenspiele bestimmter Proportionen von Betrachtern als optisch ansprechend oder unansprechend gewertet werden.
Das GIA befragte mehrere tausend Testpersonen, darunter Diamantproduzenten, Juweliere und auch Konsumenten, zum Aussehen von über 2.300 Diamanten. Sie wurden aufgefordert, ihr Urteil zu Brillanz, Feuer und dem gesamten Aussehen des Schliffs abzugeben, um zu ermitteln, welche Arten von Schliff als besonders attraktiv angesehen werden. Auf diese Weise konnte bestätigt werden, dass die entwickelten Computermodelle akkurat sind und mit dem übereinstimmen, was der normale Betrachter mit bloßem Auge sieht. Es konnte herausgefunden werden, ab welchem Grad von Variation der Proportionen der Betrachter einen Unterschied bemerkt. Vor allem konnte aber ein Bewertungssystem für den Schliff entwickelt werden, das vorhersehbar ist. Das bedeutet, wenn eine bestimmte Kombination von Proportionen in das System eingegeben wird, um so die Bewertung des Schliffs zu ermitteln, dann stimmt diese computergenerierte Bewertung auch mit der Schliffnote überein, die ein Großteil der potentiellen Betrachter für den entsprechenden Diamanten abgeben würde.
Die 4 Cs wurden zwar vom GIA etabliert, aber werden heute von allen großen gemmologischen Laboren zur Bewertung von Diamanten verwendet - und auch weiterentwickelt. Im Januar haben wir beispielsweise berichtet, dass das International Gemological Institute (IGI) in seinen Reports einen neuen Schliffgrad für sogenannte Fancy Shapes eingeführt hat. Zuvor war nämlich eine Bewertung des Schliffs von Fancy Shapes nur schwer möglich, da man nicht wie bei gleichmäßig runden Brillanten das Lichtverhalten zuverlässig vorhersagen kann. Unseren Newsbeitrag zu dem Thema können Sie hier lesen. Man sieht also, dass die 4 Cs mit ihrer inzwischen ca. 80-jährigen Geschichte kein festgefahrenes System darstellen, sondern trotzdem weiterentwickelt und den modernen Ansprüchen und Bedürfnissen angepasst werden. Sie stellen ein Bewertungssystem dar, das alle relevanten Merkmale eines Diamanten so akkurat wie möglich bewertet, sodass sich Kundinnen und Kunden bei ihrer Kaufentscheidung auf die Bewertung verlassen können und sich ausreichend informiert fühlen.
Auch Labordiamanten werden nach den 4 Cs bewertet, da sie die gleichen physikalischen, chemischen und optischen Eigenschaften besitzen wie ihr Pendant aus der Mine. Seit 2018 definiert daher die Federal Trade Commission (FTC) Labordiamanten als echte Diamanten. Das International Gemological Institute (IGI) war bei der Zertifizierung von Labordiamanten ein Vorreiter, schon seit 2005 werden dort lab-grown Diamanten bewertet. Zu der Zeit haben Labordiamanten noch für viel Verunsicherung in der Branche gesorgt und das IGI hat erstmals für einen gewissen Grad an Sicherheit und Vergleichbarkeit in diesem neuen, schnell wachsenden Zweig der Diamantenindustrie gesorgt. Wenn Sie mehr über die Zertifizierung von Labordiamanten erfahren möchten, lesen Sie gerne unseren Blogbeitrag zu diesem Thema.
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