Als eines der 4 Cs ist der Reinheitsgrad ein wichtiges Kriterium für die Qualität eines Diamanten. Aber wie wichtig ist ein hoher Reinheitsgrad und wie wirkt sich das auf den Preis aus? Was Sie über die Reinheit von Diamanten wissen müssen und worauf Sie beim Kauf achten sollten, erfahren Sie in diesem Blogbeitrag. In der Reihe “Qualitätsmerkmale eines Diamanten” erscheinen auf unserem Blog immer wieder Artikel zur Bewertung von Diamanten.
Die Reinheitsskala kurz erklärt
Die Reinheit eines Diamanten wird von den gemmologischen Laboren auf einer 11-stufigen Skala bewertet. Zur Graduierung wird der Stein unter einer Lupe mit 10-facher Vergrößerung begutachtet.
Die beste Bewertung ist dabei “lupenrein”, auf englisch “flawless”, weshalb dies als “FL” abgekürzt wird. Ein lupenreiner Diamant weist keinerlei Beschädigungen auf, die sein Erscheinungsbild negativ beeinflussen könnten. Generell unterscheidet man bei diesen Beschädigungen Einschlüsse und Makel. Einschlüsse sind Verunreinigungen im Inneren des Diamanten, Makel sind äußere Beschädigungen, wie Kratzer oder Einkerbungen.
IF, also Internally Flawless ist die zweitbeste Bewertung. Das bedeutet, dass der Diamant keinerlei Einschlüsse besitzt, lediglich minimale Makel, wobei es sich häufig um leichte Politurrückstände handelt, die mit dem bloßen Auge nicht erkennbar sind. Diamanten, die als FL oder IF zertifiziert sind, sind äußerst selten und dementsprechend auch sehr teuer.
VVS1 und VVS2 (very very slightly induced) bedeutet, dass zwar Einschlüsse vorhanden sind, diese aber selbst unter der 10-fachen Vergrößerung äußerst schwer erkennbar sind.
Die Grade VS1 und VS2 (very slightly induced) geben Auskunft darüber, dass Einschlüsse vorhanden sind, die unter der Lupe normalerweise schwer zu erkennen sind, aber unter gewissen Bedingungen tatsächlich schon mit bloßem Auge gesehen werden können. In der Regel wirken sie sich aber nicht auf das äußere Erscheinungsbild aus.
Diamanten mit Reinheitsgrad SI1 haben Einschlüsse, die unter der Lupe leicht zu erkennen sind und in einigen Fällen auch ohne Vergrößerung. Es gibt aber durchaus auch SI1 Diamanten, die optisch nicht durch die Einschlüsse beeinträchtigt werden. Bei Diamanten mit Reinheitsgrad SI2 sind die Einschlüsse jedoch schon häufig mit bloßem Auge erkennbar.
Die drei niedrigsten Reinheitsgrade I1, I2 und I3 (Included) werden bei Diamanten vergeben, bei denen Einschlüsse ohne jegliche Vergrößerung deutlich erkennbar sind. In diesen Fällen wirken sich die Beschädigungen auch auf die Brillanz des Steins aus, da das einfallende Licht nicht vollständig reflektiert werden kann.
Reinheit in Diamant Zertifikaten
Die Zertifikate der gängigen gemmologischen Labore, also GIA, IGI und auch HRD, beinhalten alle eine grafische Darstellung der Reinheitscharakteristika des jeweiligen Diamanten. Dabei handelt es sich um ein Diagramm, auf dem genau abgebildet ist, an welcher Stelle sich welche Art von Beschädigung befindet und wie groß diese ist. Die Methode, mit der die Reinheit von Diamanten bewertet wird, wurde von der GIA eingeführt und hat sich dann als internationaler Standard durchgesetzt.
Wie wichtig ist die Reinheit?
Wenn Sie einen Diamanten möchten, der seine volle Brillanz entfaltet und optisch keine Makel aufweist, ist es absolut nicht notwendig, auf die Bewertung FL zu bestehen. Stattdessen ist es sinnvoll, den Fokus darauf zu legen, dass der Diamant “augenrein” ist, die Einschlüsse also mit bloßem Auge nicht erkennbar sind. Was das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht, ist daher ein höherer Reinheitsgrad nicht unbedingt die bessere Wahl, denn der Preis eines Diamanten steigt mit dem Reinheitsgrad stark an. Vor allem ab einem Karat steigt der Preis hier exponentiell, denn je größer der Diamant, desto unwahrscheinlicher ist es, dass er weder Makel noch Einschlüsse besitzt. Es gibt viele Diamanten bis Reinheitsgrad VS2 oder sogar SI1, die rein optisch trotz ihrer Beschädigung makellos wirken, weshalb man einen an sich hochwertigen Diamanten zu einem günstigeren Preis erwerben kann. Es ist allerdings ratsam, sich hierzu beim Juwelier des Vertrauens beraten zu lassen, denn auch andere Faktoren, wie die Schliffform, haben einen Einfluss darauf, welchen Reinheitsgrad man wählen sollte. Ein Asscher ist zum Beispiel schon durch seine stufengeschliffene Form sehr transparent, wodurch Einschlüsse viel besser sichtbar sind als beispielsweise bei einem Brillanten. In solchen Fällen sollte dann kein zu niedriger Reinheitsgrad gewählt werden. Auch die Größe des Diamanten spielt eine Rolle bei der Wahl des Reinheitsgrades: je größer der Stein, desto leichter sind Einschlüsse erkennbar.
Der Reinheitsgrad beeinflusst also maßgeblich den Wert und somit auch den Preis eines Diamanten. Je größer der Diamant, desto unwahrscheinlicher ist es, dass er keine oder nur wenige Einschlüsse hat. Daher sind große Diamanten mit hohem Reinheitsgrad besonders selten und wertvoll. Solche Steine eignen sich demnach auch gut als Wertanlage. Wenn man aber ein möglichst gutes Preis-Leistungs-Verhältnis möchte und der tatsächliche Reinheitsgrad nebenrangig ist, kann man hier durch eine strategisch kluge Auswahl einen vergleichsweise günstigen Diamanten bei einer ansonsten guten Bewertung erwerben.
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