Es gibt zwei Orte, die besonders bedeutend für den internationalen Diamanthandel sind: Antwerpen und Surat. Antwerpen ist das globale Zentrum des Handels mit geschliffenen Diamanten. Für Surat spielen hingegen Rohdiamanten eine viel größere Rolle, diese werden dort sowohl geschliffen als auch gehandelt. Wie groß die Bedeutung Surats tatsächlich für die internationale Diamantindustrie ist, erfahren Sie in diesem Artikel.
Von den Anfängen als Provinzstadt…
Surat ist eine 4,5 Mio. Einwohner-Stadt im Bundesstaat Gujarat an der Westküste Indiens. Indiens Geschichte ist schon lange durch die Diamantindustrie geprägt, denn bis Anfang des 18. Jahrhunderts war Indien weltweit der einzige Fundort von Diamanten. Für Surat begann die Diamantindustrie aber erst im 20. Jahrhundert eine Rolle zu spielen. Noch in den 1960er Jahren war Surat eine verschlafene Provinzstadt mit ca. 300.000 Einwohnern. Zu der Zeit erfolgte das Schleifen von Diamanten hauptsächlich in Antwerpen und in Tel Aviv. Das Schicksal Surats hat sich gewandelt, als die indische Regierung den Im- und Export der Edelsteine genehmigte. Damit begannen die Abwanderung nach Surat und der wirtschaftliche Aufschwung der Stadt. Vor allem wegen der preiswerten Arbeitskräfte hat sich Surat schnell großer Beliebtheit erfreut. Viele Händler aus Afrika und Australien begannen, ihre Diamanten zum Schleifen dorthin zu bringen und es setzte ein regelrechter Boom ein.
… zur Diamond City
Heute ist Surat das Diamantschleiferzentrum der Welt: 9 von 10 weltweit geförderten Rohdiamanten werden in Surat geschliffen. Rund 4.000 Diamantschleifereien gibt es dort und 1,5 Millionen Menschen arbeiten direkt oder indirekt in der Industrie, 500.000 von ihnen als Diamantschleifer und -schleiferinnen. Die Gehälter der Schleifereiangestellten beginnen bei umgerechnet 400 Euro, Spezialisten können sogar mehr als 4.000 Euro monatlich verdienen. Für Indien sind 400 Euro ein sehr gutes Gehalt, im internationalen Vergleich ist es fast nichts. Das macht es so attraktiv, Diamanten in Surat schleifen zu lassen.
Auch der Handel boomt
Diamanten werden aber in Surat nicht nur geschliffen sondern es gibt auch einen großen Markt für den Handel mit ihnen. Im Viertel Mahdiharpura werden an sechs Tagen die Woche auf offener Straße Diamanten gehandelt. Rund 50.000 Männer - denn nach wie vor herrscht die gängige Meinung, dieses Geschäft sei reine Männersache - versammeln sich hier täglich, um Diamanten zu kaufen oder zu verkaufen. Es wird über die Qualität der Diamanten diskutiert, Lupen werden zur Überprüfung der Reinheit ausgepackt und es wird gefeilscht. Wenn man sich einig geworden ist, wird Diamant gegen bares Geld getauscht. Eine Quittung oder gar ein Zertifikat gibt es dazu nicht, die Geschäfte erfolgen auf Vertrauensbasis. Dieser Diamanthandel auf offener Straße ist daher sehr undurchsichtig. Auch wenn in der Theorie nur Diamanten nach Indien eingeführt werden dürfen, die ein Kimberley-Prozess-Zertifikat besitzen, so finden Schmuggler doch immer wieder Wege, auch Steine aus Krisengebieten unentdeckt ins Land zu bringen. Aber dieses Risiko muss man in Kauf nehmen, wenn man auf dem Basar im Mahdiharpura-Viertel Diamanten erwerben möchte. Monatlich werden hier Rohdiamanten im Wert von ca. 1 Milliarde Euro gehandelt. Die Stadt ist damit nicht nur das Zentrum der Diamantbearbeitung, sondern mittlerweile auch der größte Umschlagplatz für unbehandelte Diamanten. Eines ist jedenfalls klar: für Surats wirtschaftliche Entwicklung spielt der Diamanthandel eine entscheidende Rolle, aber genauso spielt Surat für den Diamanthandel eine entscheidende Rolle.
Auch die DIAVON arbeitet mit einer Schleiferei in Indien zusammen. Wenn Sie mehr über unseren indischen Partner erfahren möchten, lesen Sie gerne den Bericht über die Produktionsstätte, der in der Goldschmiede Zeitung veröffentlicht wurde.
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